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Margot überquert nicht nur nur die Grenzen von 18 Ländern, sondern auch die zwischen Menschen von fremder Sprache und Kultur - und vor allem ihre eigenen: Ganz allein als ältere Frau unterwegs auf einem kleinen Motorrad, über die Wolga und das Pamir-Gebirge, durch Tadschikistan und den Iran…
Ein Höhepunkt der Reise ist der Pamir Highway, die zweithöchste Fernstraße der Welt. Mit insgesamt 1252 km schafft der Pamir Highway eine Verbindung zwischen der kirgisischen Stadt Osch und der Hauptstadt Tadschikistans Dushanbe. Er überquert auf seinem höchsten Punkt den Ak-Baital-Pass mit 4655 Höhenmetern. Einzigartige Berglandschaften, faszinierende Zeugnisse einer langen Geschichte und die unübertroffene Gastfreundschaft der Menschen begeistern die Abenteurerin unterwegs mit Ausblicken und Einblicken, die aus der Ferne kaum hätten erträumt werden können.
Aber auch technische Probleme, Stürze auf den schlechten Straßen und ein tödliches Attentat auf andere Reisende am Hindukusch prägen die Reise. Doch Margot ist überzeugt: „Die Welt gehört nicht den Kriegstreibern allein.“ Auch darum ist sie als Fernreisende unterwegs.
Später im Iran herrscht zwar keine Helm-, dafür aber eine Kopftuchpflicht. Einheimischen Frauen ist obendrein das Motorradfahren streng verboten - umso größer das Interesse an der fremden Bikerin aus dem Westen, die ihrerseits mit den Ungerechtigkeiten und der Unterdrückung im Land hadert. Die überraschend offenen Gespräche mit Iranerinnen und Iranern sind emotionale Schlüsselmomente des Films.
Margots Reise wurde begleitet von den Dokumentarfilmern Johannes Meier und Paul Hartmann. In Kirgisistan, Tadschikistan und dem Iran fingen sie die Höhepunkte der Reise mit ihren härtesten Herausforderungen, schönsten Landschaften und dramatischsten Wendepunkten in atemberaubenden Filmsequenzen ein. Auf den übrigen Wegstrecken filmte die Protagonistin selbst.
Die Menschen im Film
Die Protagonistin
Margot Flügel-Anhalt
Zur WebsiteMargot Flügel-Anhalt ist fest davon überzeugt, das "Reisegen" in sich zu haben. Schon als Kind und Jugendliche wollte sie vor allem eines: unterwegs sein. Als Rentnerin nutzte sie die neugewonnene Freiheit, um diesen Traum umzusetzen: Mit 64 setzte sie sich zum ersten Mal in Ihrem Leben aufs Motorrad und fuhr los Richtung Hindukusch – voller Abenteuerlust und Ideen. Und das ohne Motorradführerschein. Damit nicht genug: Ihre nächste Weltreise unternahm sie in ihrem 24 Jahre alten Benz. Mit dem brach sie von ihrem 44-Seelendorf Thurnhosbach in Nordhessen zu ihrem Traumziel gen Laos auf – und kam nach über 18.000 Kilometern und vielen Umwegen tatsächlich am Mekong an.
In Tuttlingen an der Donau (Baden-Württemberg) wird Margot Flügel-Anhalt 1953 geboren. Sie hat elf (Halb-)Geschwister.
In Freiburg studiert Margot Flügel-Anhalt drei Semester Sozialarbeit/Sozialpädagogik. 1974 reist sie nach Marokko, bleibt in Casablanca „hängen“ und arbeitet dort u.a. als Deutsch-lehrerin im Goethe-Institut. 1976 zieht sie nach Deutschland zurück und schließt in Berlin ihr Studium als Diplom-Sozialpädagogin ab.
1989 qualifiziert sich Margot Flügel-Anhalt an der Hochschule der Künste in Berlin zur Theaterpädagogin. 1993 zieht sie mit ihrer Familie nach Hessen. Bis Anfang 2018 arbeitet sie im Eschweger Rathaus als Diplom-Sozialpädagogin zunächst in der Jugend- und Mädchenarbeit, dann u.a. in der Förderung ehrenamtlichen Engagements, in der Flüchtlingshilfe und als Frauenbeauftragte im Personalbereich. Ehrenamtlich inszeniert sie mit Kindern und Jugendlichen Stücke für das „Junge Theater“ Eschwege. Körperlich fit hält sich Margot Flügel-Anhalt mit der Kampfkunst WingTsun, geistig fit mit Russisch, das sie an der Volkshochschule lernt. Seit 2015 ist sie Ortsvorsteherin im Stadtteil Thurnhosbach von Sontra (Nordhessen).
Margot Flügel-Anhalt hat zwei Söhne und ein Enkelkind.
Interview zu Über Grenzen
Zur WebsiteFrau Flügel-Anhalt, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ohne Erfahrungen, allein mit dem Motorrad zu so einer großen Reise aufzubrechen?
Ach, das war ganz leicht. Nach einer früheren Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn war das erklärte Ziel, noch einmal gen Osten zu reisen – also eine sehr lange, sehr weite Strecke. Das zuerst dafür geplante Muli wollte ich aber nicht über stark befahrene Straßen zerren. Philip, mein Sohn, drängte mich dazu, Motorrad fahren zu lernen, damit er auf mich als Begleiterin zurück greifen kann - große Ehre! Und für die kleine 125er Reiseenduro habe ich mich kurzerhand entschieden, weil die Zeit, einen richtigen Motorradführerschein zu machen, vor meiner Abreise nicht gereicht hat. Und mit meinem „alten Lappen“ konnte ich auch ein kleines Motorrad fahren.
Wieso haben Sie diese spezielle Reiseroute gewählt?
Bei meinen Recherchen zur Tour gen Osten fiel mir der Pamir Highway ins Auge. Ich war von den Reisebeschreibungen schließlich so begeistert, dass ich die wundervolle Bergwelt Zentralasiens mit eigenen Augen sehen wollte.
Was waren die größten Herausforderungen für Sie auf der Reise?
Die schwierigen Pistenverhältnisse bei Regen, Schlamm und Schneematsch in der dünnen Luft auf mehr als 3800 Meter Höhe über den Kyzyl-Art-Pass von Kirgistan nach Tadschikistan – das waren die größten Herausforderungen für mich und meine gebeutelte kleine Honda mit Benzin-Luftgemisch im Vergaser. Die letzten angespannten Tage vor einer langen Reise sind eine echte Herausforderung für die Nerven. Aber noch heftiger wird es, wenn unterwegs plötzlich unerwartet der erste Gedanke an eine mögliche Rückkehr aufkeimt. Es gibt für mich nichts Schwierigeres, als aus der Freiheit der Ferne wieder ins normale Alltagsleben zurückzukehren zu müssen.
Welche besonderen Eindrücke werden Ihnen ewig im Gedächtnis bleiben?
Der polnische Polizist – ein vorbeikommender Biker, der mir im Wakhan-Korridor nahe der afghanischen Grenze nach einem Sturz Erste Hilfe geleistet hat – wird mir mit seiner ruhigen Kompetenz wohl für immer im Gedächtnis bleiben. Und auch die vielen anderen Menschen, die mir Wasser, Unterkunft, Essen, technische Hilfe und Einblick in ihre besonderen Leben geschenkt haben. Ich bin ihnen für immer dankbar.
Jeden Augenblick prägen die unfassbaren Wunder der zentralasiatischen Bergwelt mein Bewusstsein: Imposante, erhabene Gebirgszüge auf der einen und auf der anderen Seite Wüsten, die ich durchquert habe: ein wildes, unwegsames, undurchdringliches Nichts. Das alles zu erleben – dafür bin ich aufgebrochen.
Gab es auch Momente, die kritisch waren, in denen Sie es bereut haben losgefahren zu sein oder vielleicht ans Aufgeben gedacht haben? Und warum sind Sie trotzdem weitergefahren?
Nach meinem schmerzhaften Sturz, bei dem mir eine Eisenkante des Motorrads den Fußknöchel beinahe gespalten hat, war es unglaublich schwer, wieder auf das Motorrad zu steigen. Nur mit Hilfe des Mitgefühls und der mentalen Unterstützung meiner Biker-Mentoren konnte ich die Angst vor einem erneuten Sturz überwinden und wieder aufsteigen.
Der furchtbare Terroranschlag, bei dem im Süden Tadschikistans vier Menschen ihr Leben verloren und drei andere teilweise schwer verletzt worden sind, hat tiefe Ängste in uns Fernreisenden ausgelöst. Geholfen hat dann die Gemeinschaft, in der man über die Tat sprechen konnte, sich ausgetauscht und beraten hat. Die Welt aber gehört nicht den Kriegstreibern! Ich wollte erfahren, wie die Menschen dort im Osten leben und überleben. Daher war weiterfahren oder nicht weiterfahren nie die Frage. Ich hatte mich entschieden, aufzubrechen. Davon kann mich nicht viel abhalten.
Sie sind auch durch Länder wie z.B. Tadschikistan oder den Iran gereist, in denen schwierige politische und soziale Verhältnisse herrschen und Menschenrechte missachtet werden. Haben Sie davon etwas mitbekommen?
Die schwierigen sozialen Verhältnisse z.B. in Tadschikistan und insbesondere in der autonomen Region Gorno-Badachschan sind deutlich erkennbar: kein fließendes Wasser, nur stundenweise Strom über Generatoren, keine ärztliche Infrastruktur für Notfälle. Und Arbeitsplätze, Schulen, Krankenhäuser gibt es nur in den größeren Orten. Die Aga-Khan-Stiftung versucht zu helfen. Die politische Unterdrückung im Iran ist überall fühlbar und ständiger Begleiter. Wer sich nicht den schiitischen Regierungsparteien zuordnet, oder beispielsweise vom Islam zum Christentum konvertiert, ist so gut wie tot. Dieser Druck ist im Alltag nicht zu übersehen.
Sie haben während Ihrer Reise selbst gefilmt und sind aber auch von einem Filmteam begleitet worden. Wie waren die Dreharbeiten für Sie?
Die Dreharbeiten waren schnell nebensächlich. Die Herausforderungen der Piste nahmen alle Konzentration in Anspruch. Die beiden Jungs vom Filmteam sind gute Freunde, das Arbeiten mit ihnen ist mir geläufig vom Theaterspielen. Wenn ich mich vom Fahren ablenken ließ, weil gefilmt wurde, konnte das schnell ins Auge gehen.
Den fertigen Film haben Sie dann selbst zum ersten Mal auf der Kinoleinwand gesehen, zusammen mit vielen anderen Zuschauern. Was war das für ein Erlebnis?
Das ähnelte der Zeit vor dem Aufbruch zur Reise: Die Gedanken vor der Filmpremiere waren schwierig, der Abend der Premiere war wundervoll. Da ich wusste, dass es einige sehr persönliche Szenen im Dokumentarfilm gibt, war es mir peinlich, mir vorzustellen, dass jeder nun mein Gesicht so groß und in Nahaufnahme zu sehen bekommen würde. Das Publikum reagierte aber auf den Film so überaus positiv, dass alle unangenehmen Erwartungen weggefegt wurden.
Bald sind Sie unterwegs auf Kino-Tour und präsentieren ÜBER GRENZEN in ganz Deutschland. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf Fragen und Rückmeldungen des Kinopublikums. Es bringt mich immer wieder ein bisschen auf den Weg, wenn jemand etwas über meine Reise wissen möchte.